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Hochzeitserlebnisse

Als Ehefrau eines evangelischen Pfarrers, dessen Diasporagemeinde sich keine bezahlten Angestellten leisten kann, bin ich in vielen Fällen „Mädchen für alles“. So obliegt es mir z.B. auch, bei Hochzeiten die notwendigen Vorkehrungen zu treffen, Trauzeugen zum Unterschreiben zu bitten oder die Glocken zu läuten.

Eines Tages war wieder einmal eine Hochzeit angesagt, im Kleinformat, Brautpaar und Trauzeugen, allenfalls die Eltern. Es war in den Wintermonaten und bitter kalt. Deshalb hatte ich die Bankheizung in der Kirche (inzwischen werden wir – Gott sei Dank –mit Fernwärme versorgt) schon tags zuvor angeschaltet. Aber als das Brautpaar auf den Pfarrhof fuhr und ich zum Glockenläuten die Kirche betrat, erschrak ich sehr. Das Gotteshaus war eiskalt. Stromausfall! Was tun? Die Braut in ihrem zarten weißen Kleid tat uns schrecklich leid, denn schon im Foyer begann sie zu zittern. Hätte ich damals eine Wärmespeicherdecke gehabt, ich hätte sie irgendwie zu installieren versucht. So aber fiel uns nur unsere große Wärmeflasche ein, die wir dann tatsächlich mit heißem Wasser befüllten und unter das Sitzpolster steckten.

Ich muss zugeben, ich habe den ganzen Gottesdienst über gebangt, ob der Verschluss der Flasche wohl hielte… Aber die Braut war zart gebaut und im Endeffekt für die behelfsmäßige Wärmequelle sehr dankbar.

Einmal hatte mein Mann zwei Hochzeitsgottesdienste zu halten, die zeitlich sehr eng, räumlich aber weit auseinander lagen, d.h. er war darauf angewiesen, nach der ersten Hochzeit rasch weiterfahren zu können. Unser VW-Bus stand direkt vor der Kirche, und ich war darauf eingestellt, nach dem Segen sofort alles Nötige zusammen zu packen und ans Auto zu bringen, damit die Abfahrt ohne Aufschub geschehen konnte.

Unglücklicherweise bemerkte ich während der gottesdienstlichen Feier nicht, was sich vor den Türen der Kirche tat: Eine Maut wurde aufgebaut, bei der an einem langen Seil Wäschestücke und Utensilien der Brautleute zu bewundern waren, und als Verankerung des Seils diente an dessen einem Ende die Anhängerkupplung unseres Kleinbusses! –

Es versteht sich von selbst, dass das 2. Brautpaar dieses ereignisreichen Tages unter diesen Umständen ein paar Minuten auf seinen Seelsorger hat warten müssen.

Recht merkwürdig gestaltete sich anlässlich einer goldenen Hochzeit am Ort der Ringwechsel des betagten Paares. Die Kinder, die offensichtlich immer und überall zu einem Scherz aufgelegt waren, hatten, - ohne Wissen meines Mannes-, die Ringe gegen ein ähnliches Paar aus Kaugummi ausgetauscht! Erstaunte bis belustigte Blicke waren die Reaktion. Dann wurden aber doch die echten Ringe zum Vorschein und Einsatz gebracht.

Die Kaugummiringe haben übrigens der Dauer dieser Ehe nicht geschadet. Das freundliche Paar lebte noch viele Jahre zusammen, bis der Tod sie schied.

Unser jüngstes Hochzeitserlebnis hatten wir vor der großartigen Kulisse des Faakersees.

Direkt am Strand eines Nobelhotels war die schwedisch-österreichische Hochzeitsgesellschaft trotz großer Hitze froh gestimmt versammelt und lauschte den Predigtausführungen des Pfarrers, untermalt vom Plätschern des Wassers und den aufgeregten Vogelstimmen aus dem Ufergesträuch.

Etwas zu lang dürfte die Predigt für ein schwedisches Kleinkind ausgefallen sein, - die Verlockung des klaren Wassers war wohl doch zu groß-, jedenfalls entledigte sich der kleine Hochzeitsgast vor aller Augen der lästigen Bekleidung und begab sich fröhlich ins kühle Nass. (Erlaubt ist, was gefällt!)

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