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Nur zu Gast auf Erden

Momente der Besinnung

Was machen Sie am Ewigkeitssonntag? Herzliche Einladung zu einem Spaziergang über den Friedhof, auch wenn keine Beerdigung ansteht und die Grabpflege schon frostsicher ist. Ein Besuch auf dem Friedhof kann zu einer lebenswendenden Meditation werden. Da beginnen Grabsteine zu predigen, schlichte Holzkreuze werfen Fragen auf, denen wir nicht ausweichen können: War das alles? Kam das nicht viel zu früh? Ist der Mensch im Frieden gestorben? Lag ein Unfall vor, eine Tod bringende Krankheit? War das Sterben ein Heimgehen oder ein Fallen ins Nichts, ein einsames Ende oder ein friedlicher Abschied im Kreis der Familie?

Zeit ist ein Geschenk

Wir haben ein Leben lang Zeit, unser Leben Jesus Christus anzuvertrauen. Wir haben ein Leben lang Zeit, uns von ihm mit Liebe und Geborgenheit, mit Vergebung, innerer Heilung und vor allem mit lebendiger Hoffnung auf das ewige Leben beschenken zu lassen. Wie viel Zeit einem dafür konkret zur Verfügung steht, weiß allerdings niemand von uns. Deshalb gehört es zu den befriedigendsten Erfahrungen, die ein Mensch im Verlauf seines Lebens machen kann, sein Leben zu einem bestimmten Zeitpunkt ganz bewusst Gott anzuvertrauen. Wer Jesus Christus bittet: „Herr, nimm mein Leben in deine Hand. Ich möchte dir mein Leben anvertrauen und mit dir leben“, darf wissen, dass Jesus ihn im Leben und im Sterben in seiner Obhut und Fürsorge behält.

Wie aus dem Lebensweg der Heimweg wird

Vor zwei Monaten ist eine meiner Verwandten mit 80 Jahren auf ihrer Farm im US-Staat in Michigan gestorben. Sie hat ein Leben lang Blumen gezüchtet. Am Ende ist sie einfach zwischen ihren geliebten Pflanzen zusammengesunken und war auf der Stelle tot. „Ein schöner Tod“, sagten die Verwandten und Freunde. Zugegeben, auch ich hätte es für mein Lebensende gern so. Doch wie immer sich unser Abschied auch gestalten wird, auf jeden Fall soll unser Sterben ein „nach Hause gehen“ werden. Aus der Sehnsucht, die jeder in sich trägt, darf starke Gewissheit werden: „Ich gehe heim zu meinem Vater, darf bei ihm bleiben allezeit. Vergessen sind die schweren Stunden in Gottes großer Herrlichkeit.“ Deshalb können wir gar nicht früh genug an die Vorbereitung der letzten Reise denken. Wer heute sein Leben in die Hand von Jesus Christus legt und ihm vertraut, der darf wissen, dass auch der Tod ihn nicht mehr von Gott trennen kann. Peter Hahne sagte in diesem Zusammenhang einmal: „Wer weiß, wem die letzte Stunde gehört, der braucht den nächsten Augenblick nicht zu fürchten.“ In dieser Gewissheit verliert der Tod seinen Schrecken und zwischen den Gräbern, die wir vielleicht am Ewigkeitssonntag oder am Allerheiligentag besuchen, wächst die lebendige Hoffnung auf unsere Heimat in Gottes Ewigkeit.

(aus: Marburger Blätter)

Ihr/euer Pfarrer H.-J. Freund

 
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