Das Meer kennt Ebbe und Flut. Unser Leben kennt Ebbe und Flut. Unser Glaube kennt Ebbe und Flut. Genauso auch unsere Liebe und Lebenskraft kennen Ebbe und Flut. Vor allem aber unsere Kirche und Gemeinde kennen Ebbe und Flut. Europa und Österreich haben derzeit glaubensmäßige Ebbe.
Weil man bei Ebbe manchmal das Meer nicht gleich sieht, meinen manche, es gäbe in Wirklichkeit kein Meer mehr. Sie lächeln mitleidig oder auch überheblich über jene, die die Gezeiten kennen und deshalb darauf vertrauen, dass die Flut, also der Glaube, zurückkehrt.
Die Ebbe lässt Dinge entdecken, die sonst unter Wasser verborgen bleiben. Die Ebbe lässt auf dem Strand zurück, was während der Flut die Wellen wegtragen können. Es bleiben nicht nur Muscheln und Seesterne zurück, sondern auch Schlick, Schlamm und mancher hässliche Unrat. Dann liegen sogar die größeren, sonst so mächtigen Boote unseres Glaubens im Schlick fest.
Zu viel lagert sich bei Ebbe zwischen Gott und Mensch ab. Das zurückgezogene Meer des Glaubens und die geringe Strömung der Hoffnung haben nicht mehr die Kraft, unseren Glauben vor der Versandung zu schützen.
Wir leben dann im Blick auf den Glauben auf Schlick und Sand. Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als das eine oder andere Projekt unseres Lebens auf Sand und Schlick zu bauen, manchmal auch gegen unser besseres Wissen.
Ja, das Meer kennt Ebbe und Flut. Unser Leben kennt Ebbe und Flut. Unser Glaube kennt Ebbe und Flut. Und vor allem: Wir kennen den, der diese Zeiten geschaffen hat und sie in seiner Geschichtsmächtigkeit auch beherrscht: Jesus Christus – unseren Herrn, und in ihm den barmherzigen und fürsorgenden dreieinigen Gott: deinen und meinen Vater.
Er ist der Herr des Glaubens und will, dass dieser zunehme und wachse bei dir und mir und in der weltweiten Christenheit. Denn dieser Herr, dein Herr, betet für dich und mich, wie er es für Petrus, seinen Jünger, getan hat: „Ich habe für dich gebetet, dass dein Glaube nicht aufhöre, sondern zunehme und wachse“ (Lk. 22, 32). Und seiner Kirche und Gemeinde sagt er: „Fürchte dich nicht, du kleine Herde, denn es ist eures Vaters zuversichtlicher Vorsatz, euch die Gottesherrschaft (über die Welt) zu geben (Lk. 12, 32). Diese Gottesherrschaft kommt gewiss, und damit immer wieder eine Glaubenserweckung in unseren Gemeinden und in der weltweiten Kirche. Dafür gilt es, auch wenn es zur Zeit nur mit kleiner Kraft geschieht, treu zu beten, persönlich und in Gebetsgemeinschaften. Gottes Reich wird kommen und seine Gemeinde und Kirche können auch „die Pforten der Hölle nicht überwältigen (vgl. Mt. 16,18). Glaubenserweckung wird es geben, – auch in unserer kleinen Gemeinde Althofen und in deinem und meinem kleinen Leben. Das ist uns verheißen, wenn wir den Herrn der Geschichte und seines Reiches darum treu bitten. Dies macht uns Mut und Hoffnung und gibt Gelassenheit, aber auch Freude und Zuversicht, gerade auch jetzt in unserer Urlaubszeit.
Ja, das Meer kennt Ebbe und Flut. Unser Leben kennt Ebbe und Flut. Unser Glaube kennt Ebbe und Flut. Auch unsere Gemeinde und Kirche kennen Ebbe und Flut. Wir wissen aber, gegründet auf das Wort Gottes, um diese Gezeiten. Darum wissen wir auch, dass nach der Ebbe die Glaubensflut wieder kommen wird.