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Jahreslosung 2022



Dieser Vers stammt aus einer großen Rede Jesu. Sie ist mit den Worten „Brot des Lebens“ überschrieben. Kurz vorher wird davon berichtet, wie Jesus mit wenigen Broten fünftausend Menschen satt gemacht hat. Als einige Zeit danach wieder Leute nach ihm suchen, mahnt Jesus sie: „Ihr kommt nicht, weil ihr verstanden habt, was da passiert ist, sondern weil ihr gern wieder satt werden würdet. Aber ihr sollt vertrauen lernen.“ „Gib uns ein (neues) Zeichen!“, fordern sie. „Dann wollen wir glauben und Gott vertrauen. –– Am besten wieder so ein Brot-Zeichen. Gott hat ja schon einmal Brot vom Himmel regnen lassen – damals, in der Geschichte des Moses, in der Wüste. Sowas hätten wir gern wieder.“

„Ja“, sagt Jesus, „Gott kann Menschen in ausweglosen Situationen helfen und sogar Brot geben, fast aus dem Nichts. Aber das wahre Brot vom Himmel bin ich. Ihr habt es erlebt und glaubt noch immer nicht.“ Und weiter: „Aber durch Gottes Willen werden Menschen zu mir geführt. Und wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen.

Wo stehe ich in dieser Geschichte? Wo stehen Sie?

Schon klar: Ich wäre gern bei der Schar, die von Gott zu Jesus geführt, die in seine Nähe gerufen worden sind. Aber kann ich wirklich diese Position halten? Oder stehe ich auch in der Reihe derer, die sich von „Brot und Spielen“, von Konsum und Unterhaltung blenden lassen? Die blind werden und das Ziel, zu dem Gott uns führen will, aus den Augen verlieren? Wie leicht geschieht es, dass die Sorgen des Alltags einem über den Kopf wachsen. Da fordert uns der Beruf, da ist in der Familie anstrengende Beziehungsarbeit angesagt, da ist die Sorge um unsere persönliche Zukunft und die Zukunft unserer Erde. Wenn wir da einfach jemanden hätten, der Brot gibt, handfestes Über-Lebensmittel? Der das Kaninchen aus dem Hut zaubert und alle unsere Probleme beseitigt? Das wäre schon verlockend!

Aber Jesus entzieht sich solchen schnellen und bequemen Lösungen. Schon der Evangelist Matthäus erzählt, dass der Teufel Jesus nicht damit ködern kann, dass dieser Steine zu Brot und dem Hunger in der Welt ein Ende macht. Jesus entzieht sich den Erwartungen der Menschen und bleibt dadurch frei für Gottes überraschendes Handeln, das sich nicht von Erwartungen leiten lässt, sondern von seiner Liebe.


Was ich uns für 2022 wünsche? - Dass wir lernen, das Unerwartete zu entdecken, manche (Vor-)Urteile auszublenden und neu auf Menschen und Situationen zuzugehen. Dass wir uns wieder überraschen lassen von der Lebendigkeit und Freiheit der Liebe Gottes. Dass wir nicht nur auf den Nutzen von Dingen und Entscheidungen schauen, sondern auch dem auf den ersten Blick Nutzlosen in unserem Leben Raum geben: Momente, in denen wir Kindern beim Spielen zusehen oder sogar mitspielen, Augenblicke der Ruhe, in denen wir mit unseren Augen den Wolken nachschauen oder den Blick unseres unbekannten Gegenübers suchen im Gewirr der Menschen in den Einkaufsstraßen. Dass dadurch auch unsere Ohren offen werden für das Wort, das uns gilt, das uns ruft und zu einem tieferen Verständnis unseres Glaubens führt. Hin zu Christus, der uns nicht abweisen wird.

Gemeinsam sind wir auf dem Weg!


Ihre Administratorin und Pfarrerin Mag. Renate Moshammer

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